Glauben

Der verschwenderische Sämann

„Entschuldigen Sie!?“ ruft der Mann auf dem Feldweg den Sämann zu. Der dreht sich um:“ Ja?“. “ Könnten Sie nicht etwas genauer werfen? Dann würde hier doch deutlich mehr Korn wachsen. Und Sie hätten mehr Erträge.“ – „Ach so!“, sagt der Sämann und er wischt sich mit der Hand den Schweiß von der Stirn. „Weißt du, ich werfe immer mit breiter Hand aus. Über das ganze Feld. Da geht schon mal was daneben…ist gut für die Vögel!“ Der Sämann grinst. Der Sämann kommt dem Mann mit zwei Schritten entgegen: „Willst du auch mal probieren?“ Und schon reicht der Sämann dem Mann den Sack und hängt ihn ihm um: „Wie gesagt: immer breite Hand, in vollem Bogen“. Der Mann und beginnt. Zunächst etwas unsicher, dann mit immer mehr Schwung. Er bekommt Freude daran, mit breiter Hand, in vollem Bogen – wie gut sich das anfühlt, diese weite Bewegung.

Mit breiter Hand, in vollem Bogen. Diese Bewegung gefällt mir. Und ich versuche, sie nach zu ahmen: Mit der Hand in einen vollen Sack zu fassen und dann großzügig und verschwenderisch mit dem ganzen Arm aus zu streuen. Welch ein Weite entsteht!

Und ich überlege: Das ist doch ein beeindruckendes Bild für Gott – Mit breiter Hand, in vollem Bogen sät er wie der Sämann den Samen. Nicht auf Erfolg oder Ertrag bedacht, sondern aufs Säen aus dem Vollen.

In einem Samen, den der Sämann sät, ist alles zum Leben angelegt. Er muss nichts hinzutun. Ich frage mich: Ist auch in dem, was Gott verschenkt, alles zum Leben angelegt? Zum Beispiel Zuversicht, Vertrauen, Gelassenheit? All das, was ich in diesen Wochen und Monaten so sehr brauche, um nicht zu verkümmern oder zu verdorren. Nährt mich Gott mit seinem guten Samen, in dem alles zum Leben angelegt ist? Ich möchte gerne davon kosten, und indem ich davon koste, verändert sich etwas in mir.
Mit herzlichen Grüßen

Ihre Pfarrerin Claudia Steuerer-Wünsche

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