Andacht von Pfarrerin Renate Zorn-Traving.
„Am Karfreitag war es traurig in der Kirche. Da haben
sie den Jesus ans Kreuz genagelt.“ – So beschreibt ein Kind mit einfachen und
doch treffenden Worten, woran wir an Karfreitag denken. In einem schnellen
Prozess wurde Jesus vom römischen Statthalter Pontius Pilatus verurteilt und
dann vor den Toren von Jerusalem gekreuzigt.
Im Mittelpunkt steht an diesem Tag kein starker
Jesus, der unangreifbar über den Dingen thront. Ein Leidender, ein Schwacher
hängt da am Kreuz. Er ist gezeichnet von den Schlägen, die er bekommen hat, vom
Spott, der ihm entgegenschlägt, und von der Gottverlassenheit, die er erfahren
muss.
Kein schönes Bild gibt er ab. Ein hartes Zeichen ist sein
Kreuz – ein Zeichen für Leid und Tod – ein Zeichen, vor dem wir vielleicht
lieber die Augen verschließen würden. Am Karfreitag wird unser Blick
unausweichlich darauf gelenkt. Deshalb ist es ein stiller Tag. In unseren
Kirchen stehen keine Blumen und keine Kerzen auf dem Altar. Die Orgel und die
Glocken schweigen.
In dieser schmucklosen Ruhe denken wir an alles, was
Jesus ertragen musste.
Mit den Bildern von seinem qualvollen Sterben verbinden
sich aktuelle Bilder und Erfahrungen. Gerade in diesen Tagen, in denen die
Corona-Krise alles bestimmt, erleben wir wieder, wie zerbrechlich und
verletzlich das Leben ist. Viele Menschen leiden an Leib und Seele. Tausende
werden krank und sterben, ohne dass die Ärzte es verhindern könnten. Unzählige
fühlen sich in ihren Wohnungen einsam und allein. Daneben bleibt die Not all
derer, die wir oft übersehen: die Not der Flüchtlinge oder all der Menschen weltweit,
die täglich um ihr Leben fürchten, die verfolgt und erniedrigt werden, die in
Hunger und Elend leben.
Leid und Schwäche rücken uns da ganz nah. Sie gehören
zu unserem menschlichen Dasein dazu. Dafür steht das Kreuz.
Wir müssen solche schweren Zeiten nicht gottergeben
ertragen. Auch Jesus hat das nicht getan: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du
mich verlassen?“, waren seine letzten Worte. Wie gut, wenn die Klage und die
Frage nach dem Warum laut werden dürfen und wenn wir sie einem Gegenüber
hinwerfen dürfen! Dazu macht das Kreuz von Jesus uns Mut.
Gleichzeitig ist es ein Hoffnungszeichen: Es erinnert
daran, dass keiner allein ist mit seiner Not, mit seiner Angst, mit seiner
Einsamkeit. Bis zum bitteren Ende hat Jesus den Weg aller Leidenden und
Sterbenden geteilt. Sein Kreuz erzählt von einem Gott, der mitten in die Tiefen
unseres Lebens hineingeht, um uns nah zu sein. So einen Begleiter zu haben, der
uns in schweren Zeiten auf Augenhöhe begegnet, macht Vieles leichter.
Zugleich fordert der Blick auf das Kreuz Jesu uns auf,
die Kreuze der Menschen um uns herum nicht zu übersehen. Gerade in diesen
Wochen merken wir, wie wichtig das ist. Mögen wir auch über die Corona-Krise
hinaus einen Blick für die Not anderer behalten und damit die Botschaft des
Karfreitags wachhalten: Keiner steht mit seinem Leid allein.
Bleiben Sie behütet!
Pfarrerin Renate Zorn-Traving, Ebersberg
Andacht von Pfarrerin Renate Zorn-Traving.
„Am Karfreitag war es traurig in der Kirche. Da haben sie den Jesus ans Kreuz genagelt.“ – So beschreibt ein Kind mit einfachen und doch treffenden Worten, woran wir an Karfreitag denken. In einem schnellen Prozess wurde Jesus vom römischen Statthalter Pontius Pilatus verurteilt und dann vor den Toren von Jerusalem gekreuzigt.
Im Mittelpunkt steht an diesem Tag kein starker Jesus, der unangreifbar über den Dingen thront. Ein Leidender, ein Schwacher hängt da am Kreuz. Er ist gezeichnet von den Schlägen, die er bekommen hat, vom Spott, der ihm entgegenschlägt, und von der Gottverlassenheit, die er erfahren muss.
Kein schönes Bild gibt er ab. Ein hartes Zeichen ist sein Kreuz – ein Zeichen für Leid und Tod – ein Zeichen, vor dem wir vielleicht lieber die Augen verschließen würden. Am Karfreitag wird unser Blick unausweichlich darauf gelenkt. Deshalb ist es ein stiller Tag. In unseren Kirchen stehen keine Blumen und keine Kerzen auf dem Altar. Die Orgel und die Glocken schweigen.
In dieser schmucklosen Ruhe denken wir an alles, was Jesus ertragen musste.
Mit den Bildern von seinem qualvollen Sterben verbinden sich aktuelle Bilder und Erfahrungen. Gerade in diesen Tagen, in denen die Corona-Krise alles bestimmt, erleben wir wieder, wie zerbrechlich und verletzlich das Leben ist. Viele Menschen leiden an Leib und Seele. Tausende werden krank und sterben, ohne dass die Ärzte es verhindern könnten. Unzählige fühlen sich in ihren Wohnungen einsam und allein. Daneben bleibt die Not all derer, die wir oft übersehen: die Not der Flüchtlinge oder all der Menschen weltweit, die täglich um ihr Leben fürchten, die verfolgt und erniedrigt werden, die in Hunger und Elend leben.
Leid und Schwäche rücken uns da ganz nah. Sie gehören zu unserem menschlichen Dasein dazu. Dafür steht das Kreuz.
Wir müssen solche schweren Zeiten nicht gottergeben ertragen. Auch Jesus hat das nicht getan: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“, waren seine letzten Worte. Wie gut, wenn die Klage und die Frage nach dem Warum laut werden dürfen und wenn wir sie einem Gegenüber hinwerfen dürfen! Dazu macht das Kreuz von Jesus uns Mut.
Gleichzeitig ist es ein Hoffnungszeichen: Es erinnert daran, dass keiner allein ist mit seiner Not, mit seiner Angst, mit seiner Einsamkeit. Bis zum bitteren Ende hat Jesus den Weg aller Leidenden und Sterbenden geteilt. Sein Kreuz erzählt von einem Gott, der mitten in die Tiefen unseres Lebens hineingeht, um uns nah zu sein. So einen Begleiter zu haben, der uns in schweren Zeiten auf Augenhöhe begegnet, macht Vieles leichter.
Zugleich fordert der Blick auf das Kreuz Jesu uns auf, die Kreuze der Menschen um uns herum nicht zu übersehen. Gerade in diesen Wochen merken wir, wie wichtig das ist. Mögen wir auch über die Corona-Krise hinaus einen Blick für die Not anderer behalten und damit die Botschaft des Karfreitags wachhalten: Keiner steht mit seinem Leid allein.
Bleiben Sie behütet!
Pfarrerin Renate Zorn-Traving, Ebersberg